Der Apostroph wird auch Hochkomma genannt, und dieser Hinweis bringt uns zu seiner Form. Er sieht aus wie ein nach oben verrutschtes Komma und ist wie das öffnende Anführungszeichen, wie eine Neun geformt. Alle anderen Formen wie ein Akzent, ein Kodierstrich oder ein schließendes Anführungszeichen in Form der Sechs sind schlichtweg falsch.

Einsatz des Apostroph

In der deutschen Sprache begegnet man drei Situationen, in denen man auf den Apostroph zugreift:

  1. bei Auslassungen von einem oder mehreren Buchstaben
  2. zur Kennzeichnung des Genitivs bei Substantiven, die von sich aus bereits mit einem s, ss, ß, tz, z, x oder ce enden
  3. bei Ableitungen aus Eigennamen mit -sche

Sehen wir uns den Einsatz am Beispiel an.

1. Apostroph bei Auslassungen von Buchstaben

Der Apostroph kommt häufig bei der Wiedergabe von umgangsprachlicher wörtlicher Rede zum Einsatz, wenn beispielsweise ein e im Wortinneren oder am Ende des Wortes ausgelassen wird. Ob tatsächlich ein Apostroph gesetzt wird, liegt häufig im eigenen Ermessen. Sehr gängige Formulierungen können auch ohne Apostroph gesetzt werden. Hier entscheidet der Schreiber und oft auch der Geschmack oder der Stil des Werks. Bei Worten wie ans, aufs, ins, übers, unterm, vorm, hintern etc. wird üblicherweise auf das Apostroph verzichtet.

Der Duden sagt dazu, man setzt den Apostroph, wenn „die verkürzten Wortformen sonst schwer lesbar oder missverständlich wären“.

Hier ist ein Apostroph empfehlenswert:

  • Ich leg mich jetzt unter’n Tisch.
  • Hast Du ’ne Idee?
  • ’s wird jetzt aber Zeit.

An dieser Stelle lässt sich auch darauf verzichten:

  • Ich lass das jetzt so stehen.
  • Ich hoffe aufs Glückslos.
  • Wie gehts dir?

Achtung: Wenn mehr als ein oder zwei Buchstaben ausgelassen werden, wird das Auslassungszeichen allerdings zur Pflicht:

Ku’damm, D’Dorf

2. Apostroph zur Kennzeichnung des Genitivs

Manche Substantive enden mit einem s oder einem S-Laut, so wie bei Lars, Andreas oder Frau Platsch. In diesen Fällen würde ein Genitiv-S nicht hinten angehängt, sondern durch einen Apostroph ersetzt. Es heißt dann also der Schirm von Lars oder eben Lars’ Schirm.

Wenn das Genitiv-s zum Einsatz kommt wie bei Maries Pullover, kommt selbstredend kein Auslassungszeichen hinzu – warum auch? Und trotzdem sieht man – als Deppenapostroph bezeichnet – die wildesten Ideen, die Apostrophe irgendwo zu platzieren, wo sie nicht hingehören. So zum Beispiel beim grundlosen Abtrennen des Genitiv-s wie Marie’s Pullover.

Beachten Sie bitte: Es gibt genau einen Grund, warum Andrea’s Kneipe korrekt wäre, und zwar der, dass es um die Kneipe von Andrea handelt und man eine Verwechslung mit Andreas Kneipe vermeiden möchte.

Auch wenn in der neuen deutschen Rechtschreibung der Einsatz nicht mehr ganz so streng beäugt wird und laut Duden „gelegentlich zur Verdeutlichung der Grundform eines Personennamens gebraucht“ werden darf wie Willi’s Würstchenbude, liegt der Fokus auf gelegentlich. Erd ist ausschließlich dazu gedacht, die Personennamen bei Geschäften oder Restaurants zu verdeutlichen. Also bitte keine Varianten mit Papa’s Geschenk und schon gar keinen Kek’s!

3. Apostroph bei Ableitung aus Eigennamen mit -sche

Weiterhin wird das Auslassungszeichen zur Verdeutlichung der Grundform von Eigennamen verwendet. Der Freud’sche Versprecher oder die Mendel’sche Regeln sind Beispiele hierfür. Auch hier gilt, dass dieser Einsatz des Apostroph freiwillig ist.

Apostroph-Pflicht gilt:

  • zur Vermeidung von Missverständnissen (’s kann laut werden!)
  • Gentivibildung von Begriffen, die auf ein s-Laut enden (Lars’ Hose)
  • umfangreiche Auslassungen (Ku’damm, D’Dorf)

Ein Apostroph-Verbot gilt bei der Kennzeichnung des Plurals (neue Doku’s) und Genitiv-S. Kein Apostroph nötig ist bei:

  • ans aufs, ins, übers, unters, vors, hinters etc.
  • bestimmte Verben, bei denen das Schluss-e entfällt (Hör mir zu)
  • mit r beginnende Verkürzungen (Sie stieg rauf, er stieg runter)

Tastaturbelegung

Zugegeben, das Auslassungszeichen hat sich auf der Tastatur etwas versteckt – vielleicht ist das auch der Grund, warum ihn so viele andere Zeichen fälschlicherweise ersetzen.

  • Auf dem Macintosh nutzen Sie: Wahl-Umschalt-#
  • Für Windows verwenden Sie: Alt-0146

Wenn Sie sich für weitere Satzzeichen und deren Anwendungsbereiche interessieren, werfen Sie einen Blick in den Artikel Mikrotypografie.

Schreibregeln in der Mikrotypografie

Teil 1: Mikrotypografie: Grundlagen der Schreibregeln
Teil 2: Gedankenstrich
Teil 3: Anführungszeichen in der Praxis
Teil 4: Apostroph im Einsatz (dieser Artikel)
Teil 5: Das Semikolon
Teil 6: Die Anwendung der Klammer
Teil 7: Das at-Zeichen

Bildquelle: rawf8 via Shutterstock